Sehr geehrter Herr Hauch,
Sie haben vollkommen Recht mit Ihrer Feststellung, dass in München nichts so dringend gebraucht wird wie neue Wohnungen und dass deshalb der Wohnungsbau Priorität haben muss. Dies ist aber auch der Fall. Allein in meiner Amtszeit wurden über 100.000 Wohnungen errichtet, außerdem wurde jedes Jahr im Durchschnitt zusätzliches Baurecht für 2.500 Wohnungen geschaffen, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Und: München hat das größte wohnungspolitische Programm der Bundesrepublik aufgelegt, das mit 625 Millionen € im 5-Jahres-Zeitraum ausgestattet ist und besonders Bezieher unterer und mittlerer Einkommen fördert.
Trotz der großen Wohnungsnachfrage, die unbestritten unser größtes Problem ist, kann aber nicht überall eine Wohnnutzung vorgeschrieben werden. So wäre dies beispielsweise entlang der Hauptverkehrsstraßen oder auch der Eisenbahntrassen wegen der Lärmbelästigung gar nicht zulässig. Manchmal müssen Gewerbebauten zugelassen werden, damit dann dahinter dank des Lärmschutzes eine Wohnnutzung erst zulässig wird. Selbstverständlich werden aber auch ehemalige Bahnareale, Kasernenanlagen und Gewerbeflächen zur Schaffung von Wohnraum herangezogen, soweit sie dafür geeignet sind.
Gewerbebauten werden von Privaten errichtet. Wenn auf dem jeweiligen Grundstück die planungsrechtlichen Voraussetzungen gegeben sind, besteht sogar ein Rechtsanspruch auf eine Baugenehmigung; eine Bedarfsprüfung durch die Stadtverwaltung ist nicht möglich. Wenn beispielsweise ein Unternehmen ein neues Bürogebäude für seine Zwecke benötigt, lässt es sich davon nicht abbringen, nur weil andernorts weniger geeignete Büroflächen leer stehen. Andererseits wird aber jeder Eigentümer bestrebt sein, Leerstände zu vermeiden, weil sie unwirtschaftlich sind. Gelegentlich reagiert der Markt für Gewerbeimmobilien aber nur mit zeitlicher Verzögerung auf die aktuelle Situation von Angebot und Nachfrage.
In der allerletzten Zeit können wir eine erfreuliche Entwicklung beobachten: Während früher Grundstückseigentümer und Investoren unbedingt so viel Gewerberaum wie möglich errichten wollten, ist ihnen die Leerstandsproblematik heute bestens vertraut; der Wohnungsbau, der früher als unrentabel galt, verzeichnet demgegenüber heute eine wachsende Attraktivität. Deshalb tragen immer mehr Grundstückseigentümer vor, die Stadt möge die Bauleitplanung in Richtung Wohnungsbau verändern. Dem kommen wir natürlich, so weit es zulässig ist, sehr gerne nach. Sie sehen also, dass der Markt – wenn auch nur verzögert – durchaus auf die von Ihnen festgestellte Bedarfslage reagiert.
Mit freundlichen Grüßen

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