Sehr geehrter Herr Rosenthal,
auch wenn ich Ihren Unmut verstehen kann: Grundsätzlich ist es sehr erfreulich, dass so viele Münchner Kinder Gymnasien besuchen. Die Übertrittsquoten nach der vierten Klasse Grundschule sind stetig gestiegen und liegen mittlerweile bei 54%. Dabei bestehen aber - wie der Erste Münchner Bildungsbericht 2006 gezeigt hat - erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtgebieten.
Der Münchner Stadtrat hat bereits die Herausforderung des anhaltend hohen Zustroms zu den Gymnasien und die durch Ganztagsbetrieb steigenden Raumanforderungen erkannt.
Daher wurde beschlossen, beim Kultusministerium die Errichtung drei weiterer Gymnasien in München zu beantragen, darunter eines im Münchner Norden, einem Gebiet mit bisher deutlich geringeren Übertrittsquoten. Zwei dieser Gymnasien befinden sich bereits in der Realisierungsphase. Für diese neuen Gymnasien stellt die Landeshauptstadt 150 Millionen Euro zur Verfügung. Im übrigen weist kaum eine Stadt in Deutschland im Bildungsbereich ein derartiges Investitionsvolumen auf wie München.
Leider ist es nach wie vor so, dass München weiterhin durch Lehrpersonalkosten mit jährlich 170 Millionen Euro belastet ist. Die in finanzieller Hinsicht zentrale Frage nach dem staatlichen Kostenersatz für kommunale Lehrkräfte durch den Freistaat ist weiterhin ungeklärt. Denn käme der Freistaat, wie alle anderen Bundesländer, seiner Verfassungspflicht nach, die Kosten der Lehrer an öffentlichen Schulen voll zu finanzieren, wäre das strukturelle Defizit der Stadt München bereits zum größten Teil behoben.
Dies ist der Grund, warum die Eingangsklassenzahl an unseren städtischen Gymnasien auf 50 begrenzt ist. Die einzelnen Klassen sind bezüglich der Schüleranzahl voll ausgeschöpft. Sowohl wegen der Raumkapazitäten als auch hinsichtlich des Lernklimas kommt diesbezüglich keine Erhöhung in Betracht.
Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass jedes Kind, das einen Gymnasialplatz benötigt, selbstverständlich versorgt wird.
Im letzten Schuljahr 2008/2009 wies übrigens kein einziges staatliches Gymnasium in München eine achtzügige Jahrgangsstufe auf. Die Relation Schüler/Klasse betrug - bezogen auf die Jahrgangsstufen 5-11 - an den 23 staatlichen Gymnasien 27,0. Die staatlichen Zahlen für das neue Schuljahr liegen derzeit noch nicht vor. Es ist aber von keiner wesentlichen Änderung auszugehen.
Es ist möglich, dass Gymnasien im Umland achtzügig fahren müssen, entsprechende Zahlen diesbezüglich liegen der Landeshauptstadt aber nicht vor.
Mir ist auch keine Bedarfsanalyse bekannt, die sechs neue Gymnasien in München begründet. Bekannt sind allenfalls Überlegungen im Münchner Umland, in Grünwald, Karlsfeld und Herrsching, neue Standorte zu gründen.
Zudem gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass Grundschullehrkräfte einem geeigneten Kind vom Übertritt auf Gymnasien abraten; dies würde auch unserer Bildungspolitik, jedem Kind die bestmöglichen Bildungschancen zu ermöglichen, widersprechen.

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